In diesen Tagen
In diesen Tagen digitale Medien zu benutzen, ist eine komische Sache. Denn entweder geht man destruktiven Dynamiken auf den Leim oder es wird schnell banal. Alleine die Tatsache, dass ich das an dieser Stelle zu einem krassen Gegensatz aufbauen kann, zeigt, wie sehr es stimmt. Dennoch möchte ich heute ein paar Gedanken hier teilen.
Vor einiger Zeit hat mir jemand in einer sehr übergriffigen Situation ins Gesicht gesagt: »Und du, du hast noch ganz andere Probleme!« Ich kann nicht sicher sagen, was die Person damit gemeint hat, aber ich ahne, dass sie auf meine mentale Gesundheit anspielen wollte. So kam es jedenfalls bei mir an und wurde auch an begleitenden Aussagen deutlich. Seither denke ich immer wieder darüber nach, was natürlich der Situation geschuldet ist, in der diese Worte gefallen sind. Über diese Situation möchte ich gar nicht sprechen, sondern über das, was solche oder ähnliche Vorwürfe so mächtig macht.
Mentale Gesundheit ist ein ebenso hohes Gut, wie die physische. Jeder Mensch hat ein Recht auf diese Gesundheiten und es sollte völlig normal sein, sich um beides — und alles dazwischen und darüberhinaus — zu kümmern. Die Sorge um das eigene mentale Wohl und das von Mitmenschen, sollte selbstverständlich sein. Mentale Krankheiten sind Krankheiten, um die man sich gemeinsam mit Therapeut*innen, Ärzt*innen und anderen unterstützenden Personen kümmern kann und muss. Es sind Krankheiten. Keine Vorwürfe.
Ich habe Menschen in meinem Freundeskreis und in meiner Familie, die um ihre mentale Gesundheit kämpfen, gekämpft haben oder gerade erkennen, dass es ohne diesen Kampf nicht mehr weitergehen kann. Ich ahne auch, dass ich viele Voraussetzungen mitbringe (z.B. genetisch), dass auch ich einmal sehr bewusst diesen Weg gehen muss. Dennoch ist es nichts, was man anderen zum Vorwurf machen darf. Niemals! Diese Haltung muss eine Ende finden, und ihre Macht muss ein Ende haben. Heute ist #mentalhealthday. Ein guter Zeitpunkt, um selbst einmal zu überprüfen: Was mache ich für meine eigene mentale Gesundheit? Wie fördere ich sie bei anderen? Und kann ich mit anderen über solche Fragen sprechen? Fang damit heute an. Mit einer Freundin, einem Freund, einem Menschen, mit dem es geht. Pass auf dich auf. Gerade in »diesen Tagen«.