Von Wellen und Teilchen

Oder was ich von einem kleinen Nebenprojekt gelernt habe

Das Schwierigste und Leichteste zugleich

Ich bin davon überzeugt, dass ein Teil der positiven Resonanz in einer bestimmten Sache wurzelt, die ich auch bei meiner Arbeit beobachte: Ich habe versucht, nahezu alle der Übersetzungsentscheidungen nach dem Maßstab zu treffen, ob ich Worte, Wörter und Sprache vor meinen Freunden vertreten könnte, die nicht(s) (mehr) mit Kirche zu tun haben. Und ich habe mir zur Aufgabe gemacht, damit erst einmal bei mir zu beginnen. Mit welchen Worten kann ich (wirklich) beten? Mit welchen Worten kann ich zusammen mit meinen Freunden beten?

Nicht motzen, machen

Seit meinem (gescheiterten) Ein-Frau-Quereinstiegs-Selbstständigkeits-Experiment habe ich aus dem Umfeld der so genannten Kreativbranche ein paar inspirierende Frauen und Männer im Blick, die mich heute noch maßgeblich prägen. Die gebürtige Schweizer Designerin Tina Roth Eisenberg (Website) ist eine davon. In dem, was sie tut, geht sie einer Maxime auf den Grund: Don’t complain, create. Nicht motzen, machen. Du ärgerst dich darüber, dass deine Kinder hässliche Aufklebetattoos nach Hause bringen? Wie schwer kann es sein eigene zu gestalten? Dir fehlt ein Programm, das deine Arbeit erleichtert? Such dir einen Programmierer und leg los. Dir fehlt Vernetzung und Inspiration in deiner Community? Setz einen Termin fest, lade einen Speaker ein und besorg alles fürs Frühstück. Du hast keine Lust alleine von zuhause zu arbeiten? Miete einen Raum, suche Dir andere, denen es genauso geht und werdet Freunde.

Wie Künstlerinnen und Künstler

Neben Tina und einer Reihe anderer Designer und Künstler, gibt es da noch Austin Kleon, dessen Nachdenken über Kreativität mich immer wieder inspiriert. In seinem Essay »Steal like an artist« (im Deutschen: »Alles nur geklaut«) macht er darauf aufmerksam, dass es in Ordnung ist, auf den Ideen anderen aufzubauen und ich glaube ihm. Ich glaube, er hat damit recht, dass es Sinn ergibt, Fragen und Ideen, Texte und Bilder von anderen in einem Notizbuch oder in einer Art Klaukartei zu sammeln. So machen es seit Jahrhunderten (andere) Künstlerinnen und Künstler. Wichtig dabei ist, den Überblick zu behalten, achtsam und fair mit dem Ideenstammbaum und dem Erbe anderer umzugehen, wenn wir die vielen Ideen zusammentragen, remixen und verwandeln.

Austin Kleon: Steal Like An Artist — Promotional Poster

Ein Jahr, das beten lehrt

In diesen Tagen werden sich die Rückblicke auf das Jahr 2016 häufen. Auch ich habe begonnen, zurückzublicken und zu überlegen, was aus diesem ablaufenden Jahr übrig bleiben wird, was in den letzten 12 Monaten geendet und was neu begonnen hat. Ein großes Thema kristallisiert sich schnell heraus: meine zunehmend spürbare Hoffnungslosigkeit im Angesicht wachsender Komplexität, Gewalt und Ungerechtigkeit. Ich lese darüber, dass dieses Gefühl selbst schon Teil des Problems ist und ich lese davon, wie andere versuchen, transparent, offen und mutig mit Unsicherheit und Zorn umzugehen. Dabei spüre ich doch mehr und mehr die Notwendigkeit mich zurück zu ziehen. Still zu werden. Das Gebet zu suchen. Meinen Zorn und meine Unsicherheit in den (An)Blick Gottes zu übergeben.

Und jetzt?

Natürlich gibt es weitere Ideen zu den Lichtteilchen selbst: Ob es möglich ist, Lesungstexte einzubauen, damit man die Website auch wirklich einfach so wie sie ist, nutzen kann ohne mit einer Bibel oder Zusatzliteratur arbeiten zu müssen. Ob es möglich ist dazu auch geprägte Zeiten, wie den Advent, Fastenzeit, Feiertage etc. einzubauen. Ob es möglich ist die Sprache und die Inhalte in verschiedenen Varianten anzubieten. Ob es möglich ist, die Website in ihrem Handling zu verbessern oder sogar als App darzustellen. Ich habe viele Ideen. Aber für den Moment bin ich erst einmal sehr dankbar und zufrieden und will darauf achten, was sich nun wirklich als notwendig erweisen könnte. Vielleicht aber, wird es etwas ganz anderes sein, was ich an einem meiner nächsten Sonntage so machen will.

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Thinking about futures.

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